neugriechische Musik

neugriechische Musik
neugriechische Musik,
 
die Musik der Griechen nach der Befreiung von der türkischen Herrschaft 1830 (zur Antike griechische Musik). Sie lässt sich in drei Komplexe einteilen: die Volksmusik, die nachbyzantinische Kirchenmusik und die »Kunstmusik«.
 
Zu den Grundlagen der Volksmusik gehört ein reiches Repertoire an Volksliedern der verschiedensten Gattungen, die zum Teil auf das 15. und 16. Jahrhundert zurückgehen. Die ältesten Aufzeichnungen der Melodien, die vielfach auf Kirchentonarten beruhen, stammen aus dem 17. Jahrhundert Dem griechischen Volkslied eigen ist ein melismenreiches Melos. Jedes Intervall wird mit ständig variierten Vortragsfloskeln ausgefüllt. Das Tetrachord, aber auch die Quinte, sind strukturbildend. Einen weiteren Bereich bildet die Instrumentalmusik zu Volkstänzen, deren Melodien zum Teil variierende Metren (Sirtaki) aufweisen. Typ. Volksmusikinstrumente sind die dreisaitige, mit Rundbogen gestrichene Fiedel, die pastorale Längsflöte, das schrill klingende Blasinstrument »Pipiza«, der Dudelsack, verschiedene Arten von Trommeln und die Busuki (Ensembles persisch-türkischer Lauteninstrumente), die das Bild der populären Unterhaltungsmusik prägen. - Die neugriechische Kirchenmusik stellt eine Fortentwicklung der byzantinischen Kirchenmusik (byzantinische Kultur) dar.
 
Entsprechend den künstlerischen Tendenzen in vielen anderen europäischen Ländern galt es für die neugriechischen Komponisten als Ideal, unter Auswertung des folkloristischen Musikgutes und verschiedener Elemente der nachbyzantinischen Kirchenmusik eine nationale »Kunstmusik« zu schaffen. Dabei orientierten sie sich anfangs (Nikolaos Mantzaros, * 1795, ✝ 1872) an italienischen Vorbildern, später am französischen Impressionismus, an der russisch-nationalen Schule und an Stilrichtungen der deutschen Musik. Die prominentesten Vertreter der älteren Komponistengeneration sind Petros Petridis (* 1892, ✝ 1978), Manolis Kalomiris (* 1883, ✝ 1962) und der Schönberg-Schüler N. Skalkottas. Die meisten der jüngeren Komponisten, die vielfach im Ausland arbeiten, schreiben im atonalen Idiom. Zur europäischen Avantgarde zählen v. a. A. Logothetis, Yorgo Sicilianos (* 1922), I. Xenakis, der Initiator der stochastischen Musik, A. Kounadis, J. Christou, Nikos Mamangakis (* 1929), T. Antoniou, D. Terzakis, G. Aperghis. Ein Studio für neue Musik wurde 1962 in Athen von G. Becker gegründet. Ein prominenter Vertreter der politisch engagierten Musik ist M. Theodorakis. Manos Hadjidakis (* 1925, ✝ 1994), ein weiterer Repräsentant der zeitgenössischen griechischen Volksmusik, wurde v. a. durch seine Filmmusiken bekannt.
 
Hauptträger des griechischen Musiklebens sind das 1925-39 von D. Mitropoulos geleitete Athener Staatsorchester, die Nationaloper (1939 gegründet) und das 1871 gegründete Ausbildungsinstitut »Odeion«.
 
 
P. Tzermias: Die volkstüml. Musik Griechenlands (1962);
 
Griech. Musik u. Europa. Antike - Byzanz - Volksmusik der Neuzeit, hg. v. R. M. Brandl u. E. Konstantinous (1988);
 
Jani Christou: Im Dunkeln singen, hg. v. K. Angermann (1993).

Universal-Lexikon. 2012.

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